Wenn ich an den Wein des Périgord denke, denke ich immer an eine Situation auf meiner Kanutour zurück. Wir wollten unterwegs etwas Gemüse einkaufen und da unmittelbar am Fluss keine Geschäfte zu finden waren, hielten wir nach Bauernhöfen Ausschau. An einem Gehöft machten wir machten die Kanus am Ufer fest und kletterten auf das Grundstück, um den Bauern zu suchen. Dieser hatte uns bereits entdeckt, ein breites Lachen auf dem wettergegerbten Gesicht. Ob wir ein paar Tomaten oder Zucchini kaufen könnten - und vielleicht auch etwas Wein? Sicher konnten wir und der Bauer ging voraus zum Haus. „Anne Marie, Anne Marie, du vin!“ rief er seine Frau herbei.
Wir traten in die große Küche mit Lehmfußboden und setzten uns auf die knorrigen Bänke am großen alten Holztisch. Kühl und dunkel war hier, eine Wohltat nach der gleißenden Sommerhitze draußen. Schnell hatte jeder von uns ein einfaches Wasserglas vor sich stehen. Anne Marie stellte drei unetikettierte, staubige Literflaschen Rotwein dazu, die drei Sorten, die der Bauer selbst herstellte. Alle mussten wir probieren und zwar von jedem ein Glas voll. Keine Frage, dass sie uns sämtlich vorzüglich schmeckten und wir uns für den Abend reichlich damit eindeckten. Allerdings mussten wir versprechen, die leeren Flaschen am nächsten Tag wieder zurückzugeben. Das wurde dann ein sehr gemütlicher Abend und ich habe seitdem keinen Wein mehr getrunken, der mir besser geschmeckt hätte.
Aber es ist wirklich praktisch, dass das Périgord gleich die passenden Weine zu all seinen Köstlichkeiten bereithält. Der zur Foie Gras gereichte Monbazillac ist ein süßer Weißwein in direkter Konkurrenz zum Sauternes. Bei den Rotweinen macht man mit einem Bergerac oder dem feineren Pécharmant keinen Fehler - auch wenn Sie ihn als offenen Wein im "pichet" oder „en carafe“, also im Krug oder als Karaffe, bestellen. Franzosen bestellen zum Essen und zum Wein übrigens gerne eine (kostenlose) Carafe d'eau dazu - eine Karaffe Leitungswasser.
Das Bergeracois
Die Weinbauregion des Périgord ist die Gegend um Bergerac. Schon die Römer schätzten die Weine der Region und im Mittelalter bauten die Mönche diese Weinkultur weiter aus. Im 17. Jahrhundert waren möglichst konzentrierte Süßweine gefragt, so dass die Basis für den weltbekannten Monbazillac gelegt wurde. Wie heute noch zogen sich die Weingüter den Lauf der Dordogne herauf und setzten sich bis zum Zentralmassiv fort. Nach der zweitgrößten Stadt des Périgord, Bergerac, trägt die Weinregion den Namen Bergeracois, die im Westen an das Gebiet des Bordeaux grenzt. Aufgrund dieser Nähe gibt es auch viele Gemeinsamkeiten. Es sind nicht nur die klimatischen Einflüsse des nahen Atlantik, es werden auch oftmals die gleichen Rebsorten verwendet: Merlot für Rot- oder Roséweine und Sémillon, Sauvignon und Muscadelle für die Weißweine.
Entlang der Ufer der Dordogne erstreckt sich das Bergeracois über 93 Dörfer, in denen auf einer Fläche von mehr als 12.000 Hektar die dreizehn Weine mit der kontrollierten Herkunftsbezeichnung AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) produziert werden. Diese Vielfalt der unterschiedlichen AOC-Weine verteilt sich auf folgende Gebiete: Bergerac, Monbazillac, Montravel, Pécharmant, Rosette und Saussignac.
Übermächtiges Bordeaux
Die Nachfrage des Auslands, vor allem Englands und der Niederlande, nach französischem Wein war seit jeher groß. Schon zu römischer Zeit war Bordeaux der Umschlagplatz aller Weinregionen des Südwestens und ließ sich dabei immer wieder ein Sonderprivileg verbriefen: Zuerst durfte Bordeaux alle seine eigenen Weine verschiffen, bevor die anderen Regionen an die Reihe kamen. Und da die Weinbestände Bordeaux nicht eben gering waren, war der Wein aus dem Hinterland oft schon Essig, bevor er verschifft wurde.
Aus dieser wirtschaftlichen Vorrangstellung zog Bordeaux einen derartigen Nutzen, dass die umliegenden Weinregionen bis heute im Schatten dieses großen Namens stehen. Heute verstehen es einzelne Weingüter zwar durchaus, internationale Aufmerksamkeit zu erregen. Weinliebhaber profitieren aber immer noch von einem Schattendasein des Bergeracois, gibt es doch hier hervorragende Tropfen zu günstigen Preisen.
Es lohnt sich auf jeden Fall, die eine oder andere Kiste regionalen Weins aus dem Urlaub mitzunehmen. Sie können diese Weine überall verkosten und auch günstig direkt bei den Erzeugern kaufen. Die Weingüter freuen sich über Besucher, auf vielen können Sie sogar in Chambre d'hôtes ihren Urlaub verbringen.
Als kleine Orientierungshilfe für Ihre Weinauswahl stelle ich Ihnen hier die Weine des Begeracois näher vor (bitte auf die Bezeichnungen klicken):
Hallo ,
schöner Bericht. Leider funktionieren bei mir die Links mit der Weinempfehlungen aus den einzelnen Gebieten.
Viele Grüße
Thomas J.
Vielen Dank für den Hinweis! Ich habe die Links nun korrigiert, viel Spaß beim Lesen und viele Grüße.